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Der Mittellandkanal.


Bau des Mittellandkanals





Dieser Brief wurde geschrieben, als Herr Günter Rittmann, Lehrer in Alswede, mit den Grundschülern in der Alsweder Schule im Fach Heimatkunde, über den Mittellandkanal gesprochen haben.

Lieber Uwe, liebe Mitschüler und -schülerinnen!

Gern will ich Deiner Bitte entsprechen und Dir und Deinen Klassenkameraden und -kameradinnen etwas über den Bau des "Mittellandkanals" mitteilen. Wenn ich den Brief erst nach so langer Zeit beantworte, so bitte ich zwar hiermit um Entschuldigung, aber es ist eine Tatsache, dass ich den Bau des Kanals noch nicht miterlebt habe und erst einige Nachforschungen anstellen musste, um Euch eine genauere Auskunft zu geben. Im Jahre 1936, als ich geboren wurde, fuhren die Schiffe schon 21 Jahre.
Nach meinen Feststellungen wurde mit den Vorarbeiten zum Bau des "Ems-Weser-Kanals", so hieß damals der Kanal, im Jahre 1906 begonnen. Unter Vorarbeiten versteht man die Festlegung der Trasse. Die ersten Vermessungen in unserem Gebiet, d.h. zwischen Lashorst und Gestringen, fanden im August bis November 1906 statt. Die Trasse wurde 1907 zum ersten Mal durch Stangen abgesteckt.
In dieser Zeit war von Seiten der Gemeinde und des Amtes Alswede bemüht, bei dem späteren Ausbau des Kanals, eine Anlegestelle zu bekommen. Diese Anlegestelle sollte östlich der Brücke Alswede - Fiestel, zum Dorf Alswede hin, angelegt werden. Nach ersten Angaben sollten die Kosten für so eine Anlegestelle 18.000.-Mark betragen, der Grunderwerb war darin nicht enthalten. Später ergaben neuere Berechnungen einen Betrag von 10.000.-Mark. Der Kreisausschuss befürwortete aber nur den Hafen Lübbecke und somit wurde der Alsweder Plan nicht durchgeführt.
Das Jahr 19o9 war das Jahr der Planfeststellung. Diese Planfeststellung beschäftigte sich mit dem Grunderwerb von den einzelnen Besitzern, mit den Einsprüchen gegen den Bau des Kanals und mit dem Erwerb von sonstigen Ländereien, Wegen und Wasserläufen.
Am 22. März 1909 fand in Lübbecke die Behandlung der gesamten Einsprüche für die Strecke von Hedem - Isenstedt statt. Hier wurden die Einsprüche abgelehnt, befürwortet oder es kam zum Vergleich. Die Gemeinden Hedem und Alswede schlossen dann Anfang des Jahres 1910 Verträge mit dem Königlichen Kanalbauamt, über die Benutzung der Wegeflächen und Wasserläufe, zur Herstellung des Kanals, ab. Mit eigentliche Bau ist man dann im Laufe des Jahres 1910 angefangen. Genauere Daten konnte ich aus den mir vorliegenden Akten nicht entnehmen. Mit der Aufschüttung des Bahndamms, der Linie Gestringen - Lübbecke wurde 1910 begonnen, darüber liegt ein Schreiben der ausführenden Baufirma, Grün & Bilfinger AG, Mannheim, vor.
In dieser Zeit wurden auch die Brücken gebaut. Die Betonbauten wurden von einheimischen Firmen errichtet. Hier arbeiteten die Fa, Schröder, Lübbecke und die Fa. Gülker, Hedem (heute Bartling). Am 18.5.1911 wurde vom Amtmann zu Fiestel die Sperrung des Kutscherdamms bekannt gegeben, weil die Brücke nach Benkhausen errichtet werden sollte. Meine bisherigen Angaben konnte ich aus den alten, noch vorliegenden Akten, der Amtsverwaltung in Fiestel entnehmen. Die weiteren Ausführungen stammen von einem älteren Herrn, der damals beim Kanalbau tätig war und mit dem ich mich kürzlich über die Angelegenheit unterhalten habe.
Nach seinen Angaben wurde mit der Ausbaggerung des Kanalbettes 1911 begonnen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Brücken bereits fertiggestellt und wurden auch schon benutzt. Die Düker wurden während dieser Zeit gleich mitgebaut. Da die Bagger nur im freien Gelände arbeiten konnten mussten die Erdarbeiten unter den Brücken mit Schaufel und Spaten verrichtet werden. Diese Baggerarbeiten wurden ebenfalls von der schon erwähnten Fa. Grün & Bilfinger durchgeführt. Die Firma hatte ihr gesamtes Arbeitsmaterial, die Bagger, Dampfloks, Raupenfahrzeuge und sonstige zum Bau des Kanals, per Bahn zum Bahnhof Gestringen transportiert. Von dort kamen dann die Maschinen zu den verschiedensten Baustellen. Zur weiteren Ausrüstung der Firma gehörte eine komplette Schmiede und Schlosserei, ferner die Ausrüstung für das technische und kaufmännische Büro. Angeblich soll es sich um einen riesigen Komplex gehandelt haben, der etwa zwischen dem Bahnhof Gestringen und dem heutigen Hafen Lübbecke gelegen haben soll.
Die Ausbaggerung fand hier in unserem Bezirk einmal von Isenstedt nach Gestringen, weiter in Richtung Alswede - Hedem statt und dann wieder von Hedem - Lashorst weiter in Richtung zur niedersächsischen Grenze hin. Es wurde also in zwei riesigen Kolonnen gearbeitet.
Der ältere Herr, der mir all diese Dinge erzählte, konnte sich noch gut erinnern, dass damals ein gewöhnlicher Arbeiter 35 - 50 Pfennig in der Stunde verdiente. Er, der als Heizer beim Bagger tätig war, verdiente damals 40 Pfennig. Eine Flasche Bier habe 11 Pfennig gekostet, und in den Kantinen, die ebenfalls zu dem Unternehmen gehörte, habe ein Mittagessen 40 Pfennig gekostet. Die Arbeiter seien damals zum größten Teil hier aus der Gegend gewesen. Nur die Spezialisten, wie Ingenieure usw, waren aus Süddeutschland.
Die Inbetriebnahme des Kanals war 1915. Die Jahreszahl ist mit aus den Unterlagen über den derzeitigen Erweiterungsbau bekannt.
Ich hoffe nun lieber Uwe, dass ich Dir und Deine Klassenkameraden und -kameradinnen, mit meinen Angaben etwas weiter helfen konnte und Ihr die Entstehung des Mittelandkanals einiges für den Heimatkundeunterricht erfahren habt. Falls ich Euch einmal wieder helfen kann, bin ich gern dazu bereit.

4991 Alswede, den 4.9.1968


Der Dammbruch in Hedem am 2. Weihnachtstag 1915.





16.11.1915

Infolge andauernden Regens war der Wasserspiegel sehr hoch gestiegen und der Wasserdruck dadurch stärker geworden. Bisher hatten sich bei den täglichen Beobachtungen, die bei allen Dammstrecken des Kanals stattfanden, keine Mängel gezeigt. Obwohl der Wasserstand in Minden geregelt wurde, brach doch gegen 10 Uhr der Damm. Als plötzlich die Dorfglocke ertönte, dachte man schon an einen großen Sieg an der Kriegsfront, aber nicht an diese Katastrophe.
Nach Norden schauend, erblickte man bald eine große schaurige Wasserwüste, die sich sehr schnell vergrößerte. Zuerst wurde nur ein Stück von etwa einem Meter herausgerissen, doch bald waren es 10 Meter, und die gewaltigen Wassermengen stürzten sich über das etwa 2 Meter unter dem normalen Wasserspiegel liegende flache Gelände und bedrohte Höfe und Häuser.
Man stellte bald fest, dass die Sperrung dieser Öffnung nicht vorzunehmen war, da es an Sandsäcken und dergleichen fehlte. Deshalb beschloss man, aus den bedrohten Häusern zu retten, was möglich war. Da vorerst nur wenige Menschen zur Hilfe da waren, wurde durch die Glocke bald alle verfügbaren Mannschaften herangeholt. Auch wurde ein Bote zur Kirche in Alswede gesandt, und Her Pfarrer Voß machte bekannt, dass die Männer Hedems nach Hause eilen möchten, da der Kanaldamm gerissen sei.
In großen Scharen nahte auch bald die Hilfe. Da das Wasser beständig stieg, musste zunächst das Vieh in Sicherheit gebracht werden. Das Retten des Rindviehs gelang bald, weit schlimmer gestaltete sich die Bergung der Schweine. Einige liefen schnurstracks wieder in das Wasser zurück.

Als eine etwa 600 Meter lange und 400 Meter breite Ebene mit Wasser angefüllt war, strömte dieses über die mittelste Dorfstraße nach Hollwinkel und Alswede zu. In etwa 12 Häuser von Hedem drang das Wasser ein. Am Montag um 22 Uhr trafen die am Morgen verladenen Materialien (Sandsäcke, Steine usw.) ein, da wegen des abgesenkten Wasserspiegels nur mit sehr geringer Geschwindigkeit gefahren werden konnte. Inzwischen war bereits eine 300 Kerzen starke Benzollampe zur Beleuchtung der Bruchstelle von Minden beschafft worden. Im Schein dieser Lampe fand nun bei rasendem Sturm, der die Arbeiten sehr erschwerte, der Einbau von rund 1600 Sandsäcken zur teilweisen Abdämmung des Bruches statt. Außerdem sollte die Bruchstelle auch noch durch eine eiserne Spundwand abgeschlossen werden. Die Leitung der Arbeiten lagen in den Händen des Regierungsbaumeisters Post, welchem zur Unterstützung der Bauaufseher Mertens aus Hedem diente.
Ein halbes Jahr später, es war am Sonntag, den 25. Juni 1916, befürchteten die Bewohner des Dorfes Hedem am Ems-Weser-Kanal, dass der Kanaldamm wieder durchbrechen würde. Wieder drang Wasser hindurch, diesmal durch eine im Damm entstandene Wasserader. Um alle Gefahr eines Bruchs zu beseitigen, wurde seitens des Wasserbauamtes in Minden der Damm mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln so gesichert, dass nach 27 stündiger Arbeit die Wasserader verstopft war.


Antrag der Gemeinde Alswede auf Anlegestellen am Kanal im Jahr 1907.


Der Antrag der Gemeinde Alswede auf Anlegestellen am Kanal und die Entscheidung für Lübbecke.



Die Alsweder Badeanstalt.


Der Mittellandkanal wurde in der Vergangenheit gerne als Bademöglichkeit genutzt. Die Bilder zeigen Badegäste im Jahr 1935 und die Badekarten.






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