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Nicci, ein neugieriges Mädchen aus Lübbecke, verbrachte den ganzen Herbsttag (25.10.1230) auf den matschigen Äckern hinter dem Dorf. Sie suchte nach interessanten Steinen, die vielleicht glitzerten oder seltsam geformt waren. Dabei stolperte sie mehrmals im Schlamm, scharrte mit den Händen in feuchter Erde und schnupperte an Pflanzen, die sie nicht kannte. Abends kam sie nach Hause, völlig nass, schmutzig und mit einem leichten Kratzen im Hals. Am nächsten Morgen wachte Nicci hustend auf. Ihre Nase war verstopft, die Augen tränten und das Fieber stieg. Ihre Mutter runzelte die Stirn. „Ach, Nicci! Du hast dich erkältet. Ganz klar, zu viel Schleim und Hitze in deinem Körper!“, erklärte sie. „Schleim? Hitze?“ fragte Nicci müde. „Ja, Kindchen“, sagte die Mutter und setzte sich auf den Rand des Bettes. „Im Körper gibt es vier Säfte: Blut, Schleim, Gelbe Galle und Schwarze Galle. Sie müssen alle im Gleichgewicht sein, sonst wird man krank. Bei dir ist wohl zu viel Schleim da, der sich in Lunge und Kopf gesammelt hat.“ Nicci machte ein würgendes Gesicht, als ihre Mutter begann, Zwiebeln zu schälen und Holunderblüten und Thymian zu kochen. „Das musst du trinken“, erklärte sie und reichte Nicci eine braune Brühe, die etwas nach modrigen Blättern und Erde roch. Nicci verzog das Gesicht, musste das Zeug aber schlucken. Schließlich sollte der Schleim verschwinden. Als es Nicci selbst nach Tagen einfach nicht besser ging, kam extra ein Arzt aus Minden. In Lübbecke gab es damals noch keinen. Er zückte ein schiefes Messer. „Na, das ist doch ein Fall für Aderlass und Schröpfen!“, sagte er voller Tatendrang. Nicci quietschte. Der Arzt schnitt vorsichtig eine Vene am Arm auf und ließ das Blut in einen kleinen Krug tropfen. Nicci fand das irgendwie eklig und war einer Ohnmacht nahe. Dann wurden kleine Gläser erhitzt und auf ihren Rücken gesetzt. Die Haut zog sich nach oben, kleine Blasen bildeten sich und einige Tropfen Blut kamen auch dabei heraus. Auch das war überhaupt nichts für Nicci, war sie doch, was ärztliche Behandlungen angeht, eher zart besaitet. Nach diesen Eingriffen bekam sie wieder heiße Kräutertees, ein dickes Zwiebelwickel auf Brust und Rücken und durfte sich ins Bett legen. Ihre Mutter stopfte sie in Decken, stellte Kerzen auf, damit der Raum warm blieb, und murmelte irgendwelche Gebete. Die nächsten Tage verbrachte Nicci fiebernd, hustend, aber gut versorgt. Sie lernte nicht nur, dass man beim Steinesuchen besser Handschuhe trägt, sondern auch etwas über die Vier-Säfte-Lehre, Kräuter und die mittelalterliche Medizin. Am Ende, nach ein paar Tagen voller Zwiebelgeruch, Blut und warmem Tee, fühlte sie sich wieder fit. Sie lachte: „Hoffentlich erfindet bald mal jemand Aspirin oder wenigstens eine verlässliche Wetter-App!"
Vor 800 Jahren! ?? Ja, Ihr habt richtig gelesen. Dieses Ortband, das ich bei einem Sondengang gefunden habe, wurde von der LWL-Archäogie ins 11.-13. Jahrhundert datiert. Es gehörte zu einer Dolchscheide, die von jemandem getragen wurde, der vermutlich im ganz jungen Alswede wohnte oder auf der Durchreise war. 1224 wurde Alswede erstmals urkundlich erwähnt, das Fundstück ist also ein echter Zeitzeuge der Geburtsstunde des Dörfchens. Aber was ist denn nun damals passiert? In welchem Zusammenhang kam der Dolch, den ich ja hoffentlich auch bald noch ausbuddeln werde, zum Einsatz? Da es im Mittelalter weder einheitliche Gesetze noch so etwas wie eine Polizei gab, wurden Konflikte nicht selten durch sogenannte Fehden geregelt. Diese Form der Selbstjustiz lief oft äußerst brutal und blutig ab. Sollte ich hier wirklich ein Relikt einer solchen Auseinandersetzung in den Händen halten? Nein, nein, friedliebend wie die Alsweder sind und sicherlich auch schon immer waren, wurde das Messerchen um das es hier geht, bestimmt nur zum Kartoffelschälen benutzt. Obwohl, Kartoffeln in Alswede im 13. Jahrhundert? Moooment, da passt was nicht??
Als ob sie gerade erst verloren worden wäre. So der Zustand dieser kleinen Silbermünze (Pfennig, Münster, Gerhard von der Mark, 1261-1272), die inzwischen schon fast 800 Jahre alt ist. Echt komisch, heutzutage ist dort, wo ich sie gefunden habe, schon nicht viel los, und im 13. Jahrhundert, als das ganz junge Dörfchen sich noch mitten im "heiligen Römischen Reich" befand, dürfte es noch weniger gewesen sein. Ein paar einzelne Gehöfte wird es zur Umlaufzeit der Münze hier wohl gegeben haben. Aber auch zwei Gebäude, und das ist für mich irgendwie faszinierend, die ich heute, im Jahr 2023, von der Stelle, an der ich den Silberpfennig ans Tageslicht befördert habe, noch immer sehen kann und die den meisten hier durchaus bekannt sein dürften. Es handelt sich um die Kirche im Dorfkern sowie um eine märchenhaft anmutende Ritterburg. Dieser Rittersitz gehört zwar zum Nachbardorf, ist aber fussläufig oder halt als Ritter damals hoch zu Ross leicht zu erreichen. Sollte also der letzte, der vor mir den kleinen Münsteraner Pfennig in den Händen gehalten hat, einer der ersten Alsweder Bürger oder gar ein echter Ritter derer von Holle gewesen sein? Ich gehe mal ganz stark davon aus!
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Die Sondengängerin - Nicole Zeisler
Silberpfennig (Münster, Ludolf von Holte 1227-1248)
Nicci, ein neugieriges Mädchen aus Lübbecke, verbrachte den ganzen Herbsttag (25.10.1230) auf den matschigen Äckern hinter dem Dorf. Sie suchte nach interessanten Steinen, die vielleicht glitzerten oder seltsam geformt waren. Dabei stolperte sie mehrmals im Schlamm, scharrte mit den Händen in feuchter Erde und schnupperte an Pflanzen, die sie nicht kannte. Abends kam sie nach Hause, völlig nass, schmutzig und mit einem leichten Kratzen im Hals. Am nächsten Morgen wachte Nicci hustend auf. Ihre Nase war verstopft, die Augen tränten und das Fieber stieg. Ihre Mutter runzelte die Stirn. „Ach, Nicci! Du hast dich erkältet. Ganz klar, zu viel Schleim und Hitze in deinem Körper!“, erklärte sie. „Schleim? Hitze?“ fragte Nicci müde. „Ja, Kindchen“, sagte die Mutter und setzte sich auf den Rand des Bettes. „Im Körper gibt es vier Säfte: Blut, Schleim, Gelbe Galle und Schwarze Galle. Sie müssen alle im Gleichgewicht sein, sonst wird man krank. Bei dir ist wohl zu viel Schleim da, der sich in Lunge und Kopf gesammelt hat.“ Nicci machte ein würgendes Gesicht, als ihre Mutter begann, Zwiebeln zu schälen und Holunderblüten und Thymian zu kochen. „Das musst du trinken“, erklärte sie und reichte Nicci eine braune Brühe, die etwas nach modrigen Blättern und Erde roch. Nicci verzog das Gesicht, musste das Zeug aber schlucken. Schließlich sollte der Schleim verschwinden. Als es Nicci selbst nach Tagen einfach nicht besser ging, kam extra ein Arzt aus Minden. In Lübbecke gab es damals noch keinen. Er zückte ein schiefes Messer. „Na, das ist doch ein Fall für Aderlass und Schröpfen!“, sagte er voller Tatendrang. Nicci quietschte. Der Arzt schnitt vorsichtig eine Vene am Arm auf und ließ das Blut in einen kleinen Krug tropfen. Nicci fand das irgendwie eklig und war einer Ohnmacht nahe. Dann wurden kleine Gläser erhitzt und auf ihren Rücken gesetzt. Die Haut zog sich nach oben, kleine Blasen bildeten sich und einige Tropfen Blut kamen auch dabei heraus. Auch das war überhaupt nichts für Nicci, war sie doch, was ärztliche Behandlungen angeht, eher zart besaitet. Nach diesen Eingriffen bekam sie wieder heiße Kräutertees, ein dickes Zwiebelwickel auf Brust und Rücken und durfte sich ins Bett legen. Ihre Mutter stopfte sie in Decken, stellte Kerzen auf, damit der Raum warm blieb, und murmelte irgendwelche Gebete. Die nächsten Tage verbrachte Nicci fiebernd, hustend, aber gut versorgt. Sie lernte nicht nur, dass man beim Steinesuchen besser Handschuhe trägt, sondern auch etwas über die Vier-Säfte-Lehre, Kräuter und die mittelalterliche Medizin. Am Ende, nach ein paar Tagen voller Zwiebelgeruch, Blut und warmem Tee, fühlte sie sich wieder fit. Sie lachte: „Hoffentlich erfindet bald mal jemand Aspirin oder wenigstens eine verlässliche Wetter-App!"
Messerstecherei in Alswede!
Vor 800 Jahren! ?? Ja, Ihr habt richtig gelesen. Dieses Ortband, das ich bei einem Sondengang gefunden habe, wurde von der LWL-Archäogie ins 11.-13. Jahrhundert datiert. Es gehörte zu einer Dolchscheide, die von jemandem getragen wurde, der vermutlich im ganz jungen Alswede wohnte oder auf der Durchreise war. 1224 wurde Alswede erstmals urkundlich erwähnt, das Fundstück ist also ein echter Zeitzeuge der Geburtsstunde des Dörfchens. Aber was ist denn nun damals passiert? In welchem Zusammenhang kam der Dolch, den ich ja hoffentlich auch bald noch ausbuddeln werde, zum Einsatz? Da es im Mittelalter weder einheitliche Gesetze noch so etwas wie eine Polizei gab, wurden Konflikte nicht selten durch sogenannte Fehden geregelt. Diese Form der Selbstjustiz lief oft äußerst brutal und blutig ab. Sollte ich hier wirklich ein Relikt einer solchen Auseinandersetzung in den Händen halten? Nein, nein, friedliebend wie die Alsweder sind und sicherlich auch schon immer waren, wurde das Messerchen um das es hier geht, bestimmt nur zum Kartoffelschälen benutzt. Obwohl, Kartoffeln in Alswede im 13. Jahrhundert? Moooment, da passt was nicht??
Der Silberpfennig.
Als ob sie gerade erst verloren worden wäre. So der Zustand dieser kleinen Silbermünze (Pfennig, Münster, Gerhard von der Mark, 1261-1272), die inzwischen schon fast 800 Jahre alt ist. Echt komisch, heutzutage ist dort, wo ich sie gefunden habe, schon nicht viel los, und im 13. Jahrhundert, als das ganz junge Dörfchen sich noch mitten im "heiligen Römischen Reich" befand, dürfte es noch weniger gewesen sein. Ein paar einzelne Gehöfte wird es zur Umlaufzeit der Münze hier wohl gegeben haben. Aber auch zwei Gebäude, und das ist für mich irgendwie faszinierend, die ich heute, im Jahr 2023, von der Stelle, an der ich den Silberpfennig ans Tageslicht befördert habe, noch immer sehen kann und die den meisten hier durchaus bekannt sein dürften. Es handelt sich um die Kirche im Dorfkern sowie um eine märchenhaft anmutende Ritterburg. Dieser Rittersitz gehört zwar zum Nachbardorf, ist aber fussläufig oder halt als Ritter damals hoch zu Ross leicht zu erreichen. Sollte also der letzte, der vor mir den kleinen Münsteraner Pfennig in den Händen gehalten hat, einer der ersten Alsweder Bürger oder gar ein echter Ritter derer von Holle gewesen sein? Ich gehe mal ganz stark davon aus!
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Weinfest der Hedemer Dorfgemeinschaft - Alsweder gern gesehen
Datum: 15.11.2025 18:00
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